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06.07.25 Karsten Smid Greenpeace CCS – 2
STEFANIE EILERS [00:00:03] Radio Jade, Bürgerfunk. (……) Hallo in der zweiten Stunde des Netzwerks Energiedrehscheibe im Bürgerfunk von Radio Jade. Ich bin Stefanie Eilers. Jetzt in der zweiten Stunde schauen wir in den fossilen Schlund der Gaslobby. Karsten Smid von Greenpeace hat uns vor der Sendung ein Interview gegeben. Wir müssen reden, Karsten. CCS, Carbon Capture and Storage, soll in Wilhelmshaven der Wirtschaftsbringer werden. Hier soll das ganz große Rad gedreht werden. In der ersten Stunde hast du uns erklärt, wie die Speicherplätze erforscht wurden und welche Kritik ihr von Greenpeace und auch viele andere Verbände daran habt. Jetzt wollen wir eintauchen in die Einflussnahme von Lobby auf Politik. Ich glaube, es wird ein Krimi. Wir hören mal.
KARSTEN SMID: [00:00:49] Es gibt massive Interessen, die Carbon Capture and Storage vorantreiben wollen. Es gibt enge Verbindungen zwischen Wissenschaft, Politik und der fossilen Gasindustrie. Eine Gaslobby mit engen Verbindungen auch nach Norwegen. Da kann man schon von einem CCS-Kartell sprechen. Wir werden da ja gleich nochmal genauer drauf schauen.
STEFANIE EILERS [00:01:19] Welche Chancen siehst du denn, sowas zu verhindern?
KARSTEN SMID: [00:01:24] Es heißt immer, CCS ist alternativlos, CCS ist unverzichtbar. Das alles, das ist Industriepropaganda. Es ist hundert- und tausendfach wiederholt, aber es ist einfach falsch. Wir haben andere Möglichkeiten. Wir können die Industrieprozesse so gestalten, dass überhaupt kein CO2 entsteht. Oder wir haben in den Industrieprozessen oftmals andere Materialien, die wir nutzen und verwenden können, sodass das CO2 nicht entsteht. Die Behauptung, die gerade von der Industrie gestreut wird, auch der Weltklimarat sagt, dass es ohne CCS überhaupt nicht geht, ist falsch und stimmt so nicht. [00:02:24] Der Weltklimarat sieht Carbon Capture and Storage als die teuerste Möglichkeit mit dem geringsten CO2-Reduktionspotenzial an.
STEFANIE EILERS [00:02:42] Okay. Der Weltklimarat sieht CCS als die teuerste Möglichkeit mit dem geringsten CO2-Reduktionspotenzial an. Danke. Nun zur Lobby. Wie hängt das zusammen?
KARSTEN SMID: [00:02:53] Es gibt in Deutschland einen massiven Lobbydruck, um Carbon Capture and Storage, also das Verpressen von CO2, voranzutreiben. Und das kommt von der fossilen Industrie, das kommt von der Gasindustrie, das kommt von Consulting-Unternehmen, die der Gasindustrie nahestehen. Das kommt auch von der Wissenschaft, die oftmals auch Aufträge bekommen von der Gasindustrie. Es wird von politischen Interessenten gestreut. Und aus Norwegen gibt es inzwischen hier auch Institutionen und sogar Fake-Umweltorganisationen, die sich die Position, wir brauchen unbedingt CCS, zu eigen gemacht haben.
STEFANIE EILERS [00:03:56] Hm, Fake-Umweltorganisationen, das ist spannend. Hier ist die Sendung des Netzwerks Energiedrehscheibe im Bürgerfunk von Radio Jade. Ich bin Stefanie Eilers und präsentiere euch heute einen sehr fundierten Gast zum Thema CCS, Kohlendioxid-Speicherung unter der Nordsee. Ich freue mich, dass du vor der Sendung das Interview eingesprochen hast, lieber Karsten Smid von Greenpeace. Ich hörte von Belona. Wer ist das?
KARSTEN SMID: [00:04:17] Ja, genau. Bellona ist solch eine Fake-Umweltorganisation, die geben sich den Anschein einer Umweltorganisation, aber in Deutschland ist es eine GmbH, also eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die einen Gemeinnützigkeitsstatus errungen hat. und so im Unternehmensregister eingetragen ist. Aber wenn wir hinter die Kulissen schauen, dann gibt es die Mutter, die norwegische Bellona Umweltstiftung und die erhält dann von der Gasindustrie ihre Gelder.
STEFANIE EILERS [00:05:09] Eine norwegische Umweltstiftung mit Geld von der Gasindustrie und die ist in Norwegen mächtig. Okay, erzähl mal weiter.
KARSTEN SMID: [00:05:15] Ja, die Umweltstiftung Belona hat jahrelang von dem Northern Lights Konsortium Gelder erhalten. Das Northern Lights Konsortium, das ist ein CO2-Speicherprojekt, was gemeinschaftlich von den Gaskonzernen Equinor, Shell und Total Energies betrieben wird. Die wollen eine großskalige CO2-Entlagerung vor der Küste Norwegens machen, als Dienstleistung auch für Industrie aus Deutschland und genau dafür setzt sich die Bellona GmbH hier in Deutschland ein. Also das ist eine Interessensvertretung dann über Northern, das Northern Lights Konsortium, wo dahinter die Gaskonzerne, der norwegische Gaskonzern Equinor, [00:06:25] die niederländische Shell und die französische Total Energies stehen. Und nicht nur das, Bellona hat Partnerschaften eingegangen mit Horizont Energy, einem führenden Ausrüster für CCS-Infrastruktur. Es gibt Zusammenarbeit mit Alterra, die ebenfalls die Entwicklung von Transport und Deponierung von CO2 durchführen. Und es gibt Gelder von dem norwegischen Öl- und Gasexplorationsunternehmen Concedo. Das alles wird so nicht offen kommuniziert und unter dem Deckmantel einer Umweltorganisation wird hier Propaganda für die CO2-Entlagerung von Bellona gemacht.
STEFANIE EILERS [00:07:26] Equinor, Shell und Total Energies, drei fulminante Namen und die Bellona gGmbH, eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Die Omas gegen Rechts wurden angezählt von Herrn Merz. Hat man von Kritik an Bellona im Rahmen der CDU-Umfrage gehört? Wie wird das denn veröffentlicht? Gibt es da was zu lesen?
KARSTEN SMID: [00:07:45] Bellona ist auch Veranstalter des CCS-Forums, einem wissenschaftlichen Austauschforum nach dem Motto wo zwei Experten eine Meinung, wo nur die Pro-Seite zu Worte kommt, also die, die die CO2-Entlagerung befürworten. Da wird dann untereinander diskutiert, wie großartig doch diese Technik ist. Kritische Stimmen werden dort nicht gehört und nicht eingeladen.
STEFANIE EILERS [00:08:25] Das kennen wir irgendwoher. Kritische Stimmen werden weder gehört noch eingeladen. Ich bin ja mal gespannt, was wir nach dieser Sendung hören von den Abgeordneten der Stadt, den Treibenden der Wirtschaftswende hier in Willenshafen und vielleicht auch von Euch. Die heutige Sendung kommt keinen Moment zu früh. Gerade jetzt soll in Wilhelmshaven das ganz große Rad des Geschäfts mit dem Einfangen, Lagern und Verpressen von CO2 gedreht werden. Hier recken sich eine ganze Reihe von Unternehmen nach diesem Geschäftsfeld und wollen aufklären. Und wir wollen aufklären, wie CCS zu diesem Höhenflug gelangte in der deutschen und auch europäischen Politik. Karsten, was sagst du denn noch weiter zu diesen Fake-Umweltverbänden? Bellona hattest du als Name mitgebracht.
KARSTEN SMID: [00:09:04] Ja, selbstverständlich ist das enorm problematisch. Denn die Glaubwürdigkeit ist das höchste Gut von Umweltverbänden. Und wenn jetzt hier ein Verband, der das nur vortäuscht und seine Industrieinteressen nicht offen benennt, sich als Umweltverband ausgibt, dann schädigt das natürlich die Glaubwürdigkeit. Das erschwert auch der Öffentlichkeit überhaupt zu erkennen, was die Positionen dort sind. Und natürlich merkt ein Zuhörer diese industriegelenkte Einflussnahme der Fake-Umweltorganisation so nicht. Er kann es einfach nicht entscheiden. Das ist das eine. Zweitens kommt es natürlich zu einer völligen Verzerrung des öffentlichen Diskurses. [00:10:06] Hier werden dann gezielt industriefreundliche Argumente verbreitet, die die tatsächlichen Umweltprobleme relativieren, den Dialog verwässert und damit die Aussagen von anderen Umweltorganisationen relativieren. Und drittens führt das auch zu einer Unterwanderung der politischen Prozesse. Denn dieser Umweltverband, der wird dann auch, also der sogenannte Umweltverband, wird als Umweltverband dann bezeichnet, eingeladen und tritt dort als sogenannter gemäßigter oder wirtschaftsnahe Verband mit Umweltansichten auf, die dann auch gerne so aufgenommen worden sind. Und dann heißt es, ja, zu CCS gibt es ja einen Common Sense. [00:11:10] Man will das ja eigentlich nicht so wirklich, aber um die letzten Emissionen zu reduzieren, braucht man es dann eben doch. Aber genau das ist eine Strategie, die Position der Umweltverbände zu unterwandern, aufzuweichen und damit auch Desinformationen zu streuen.
STEFANIE EILERS [00:11:42] Aufweichen, streuen von Desinformationen, wirtschaftsnahe Verbände, danke für diese Klarstellung. Geostor hatte etwas veröffentlicht und hatte eingeladen. Waren Verbände dabei zur Diskussion der Ergebnisse?
KARSTEN SMID: [00:11:55] Ja, ein Beispiel ist wieder das Geostor-Projekt von Geomar. Da heißt es dann, es wurde im großen Maßstab mit allen diskutiert, auch NGOs, also Umweltverbände, wären mit dabei. Aber wenn man dann auf die Liste guckt, dann zeigt sich ein ganz anderes Bild. Kein angesehener Umweltverband war dabei. Wer als NGO dabei war, war diese Fake-Umweltorganisation Belona, die eine Pro-CCS-Position hat. Kritische Stimmen sind dort nicht zu Wort gekommen. Und da ging es genau um die Schädigung von seismischen Aktivitäten, also von den Auswirkungen dieser Schallkanonen auf Schweinswale. Und keine kritische Stimme ist dort von Seiten der Umweltverbände gehört worden.
STEFANIE EILERS [00:12:56] Also, kritische Stimmen werden nicht eingeladen. Es sind dann also wohl Fake-Wahrheiten, die in den Medien aufgegriffen werden. Es ist faszinierend, wie sehr sich die fossilen Wege ebnen und so tun, als wären sie lupenreine Demokraten.
KARSTEN SMID: [00:13:12] Ja, und zu allem Überfluss ist dann noch die Bellona-Geschäftsführerin, hier also von Bellona Deutschland, direkt gewechselt von Bellona zum norwegischen Gaskonzern Equinor, also zur Equinor Deutschland, der Dependance von dem norwegischen Gaskonzern.
STEFANIE EILERS [00:13:37] Hallo in der Sendung des Netzwerks Energiedrehscheibe im Bürgerfunk von Radio Jade. Ich bin Stefanie Eilers und eine von 180 Leuten, die in diesem Bündnis Themen aufdecken. Heute ist die 70. Sendung und ich durfte Karsten Smid von Greenpeace vor der Sendung interviewen. Ich lese euch noch einmal etwas von Karsten und auch von Greenpeace zum heutigen Thema vor. Karsten Smid im Jahrgang 1958 hat Ingenieurwissenschaften an der TU München studiert, ein Aufbaustudium Umweltschutztechnik an der TU München erfolgte. Er ist Mitbegründer des Wissenschaftsladens München. Von 1990 bis 2000 war er Koordinator der mobilen Luftmessstationen von Greenpeace. Seit 2000 arbeitet er zur Klima- und Energiepolitik. Er setzt sich seit über 15 Jahren für einen Ausstieg aus der Kohle in Deutschland ein. Seit 2019 unterstützt er die investigative Recherche bei Greenpeace. Und ich zitiere noch einen Auszug aus der Internetseite von Greenpeace. CCS ist eine kostspielige Scheinlösung. Die am 6. November 2024 veröffentlichte Studie CCS in Deutschland rechnet vor, [00:14:39] dass Maßnahmen zur Abscheidung von Speicherung von Kohlendioxid bis 2045 allein in Deutschland Kosten von bis zu 81,5 Milliarden Euro verursachen könnten, ohne dabei nennenswerte Fortschritte beim Klimaschutz oder eine breite Anwendungsreife zu erreichen. Laut der Analyse dient CCS vor allem dazu, den Ausstieg der stromerzeugenden Industrie aus fossilen Energien hinauszuzögern. Die Studie kritisiert vier zentrale Punkte der Carbon-Management-Strategie der Bundesregierung. Erstens fehle eine klare Definition für unvermeidbare Restemissionen. Zweitens soll CCS auch dort Anwendung finden, wo Emissionen technisch vermeidbar sind, statt Emissionsvermeidung oberste Priorität einzuräumen. Drittens kritisieren die Verfasser, dass die erheblichen Kosten und entgangenen Chancen, die durch den Einsatz von CCS entstehen, nicht ausreichend berücksichtigt werden, weil CCS als alternativlos dargestellt wird. Die Technik müsse sorgfältig gegen alternative Klimaschutzstrategien wie erneuerbare Energien, Effizienz- und Suffizienzmaßnahmen abgewogen werden. [00:15:42] So drohen Milliarden an öffentlichen Geldern verschwendet zu werden. Schließlich wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, Schnellschüsse und überstürzte Investitionen in die CCS-Infrastruktur zu vermeiden. Die Unsicherheiten bezüglich der technologischen Reife, insbesondere bei der langfristigen CO2-Speicherung, sowie der Aufbau der nötigen Infrastruktur und deren mangelnde öffentliche Akzeptanz, erhöhen die wirtschaftlichen Risiken erheblich. Dann gibt es noch ein Statement von Prof. Dr. Pau Yu-Ui. Die Risiken der CCS-Technologie werden unterschätzt. Wir warnen vor massiven Fehlinvestitionen. Jeder für CCS zu viel ausgegebene Euro fehlt für Klimaschutzlösungen an anderer Stelle. Und der ist Leiter, Fossil Exit Forschungsgruppe, Autor der Studie CCS in Deutschland. Ende des Textauszugs aus der Website von Greenpeace. Ende des Themas für heute. Eure Fragen und Anregungen zur Sendung könnt ihr gerne unter 0171 371 6016. [00:16:43] Ich wiederhole 0171 371 6016 loswerden. Ich bin erreichbar in allen gängigen Kurznachrichtendiensten. Am 20.07.2025 ist Louis Mottal aus dem Bundesvorstand von Fridays for Future zu hören. Schauen wir mal, was der so rauslässt. Im Moment werden diese jungen Kämpfenden für den Erhalt von Klima und Natur derart schrecklich angegangen, dass wir ihnen hier in dieser Sendung eine Plattform bieten wollen. Nachhören könnt ihr diese Sendung von heute auch in einigen Tagen wieder in unserer Mediathek unter http://www.stephanie-eylers.de. Einen kleinen Terminhinweis habe ich noch für euch. Am 19.07. ab 16 Uhr gehen wir einen Gedenkgang für den Wald, der gerodet würde, für den Parkplatz von der Firma Mosolf. Los geht’s in der St. Martinskirche in Voslapp ab 16 Uhr. Kommt ihr mit? 19.07.16 Uhr. Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag. Auf bald, sagt Stefanie Eilers, erste Vorsitzende des NABU Wilhelmshaven und der Wahnsinn des Netzwerks Energiedrehscheibe in Person. [00:17:43] Ich danke fürs Zuhören. Heute waren viele Menschen dabei. Vielen Dank, alles Gute.